Situation:
Unfall an einer Ampelkreuzung.
Ein von der Autobahn kommender BMW X1 – xDrive25e Hybrid fuhr in die Kreuzung ein und kollidierte mit einem Volkswagen Golf.
Ein Fahrer eines Toyota Yaris Hybrid konnte gerade noch rechtzeitig bremsen und erlitt nur einen leichten Schaden.
Bei der Ankunft:
Der verletzte Fahrer des BMW ist nicht eingeklemmt, sondern in seinem Fahrzeug eingeklemmt.
Auffallend!
Trotz der SRS-Sensoren in Tür und B-Säule wurde kein einziger Airbag des BMW während des Aufpralls aktiviert!
Die Energie des Aufpralls ist so groß, dass es nicht mehr möglich ist, die Motorhaube mit einem an der A-Säule befestigten Hebel zu öffnen.
Der BMW hat den Unfall nicht registriert!!
Erkennbar an Airbags, die nicht ausgelöst wurden.
Der Fahrer ist aufmerksam genug, um den Antrieb selbst auszuschalten, indem er die Start-Stopp-Taste einmal drückt.
Wenn Sie die Bereitschaftsanzeige auf dem Armaturenbrett überprüfen, wird angezeigt, dass das Laufwerk tatsächlich ausgeschaltet ist.
Mit dem vom Hersteller vorgeschriebenen Deaktivierungsverfahren im CRS wird das HV-Antriebssystem gesichert, indem der Service-/Notschalter an der Rückseite des Kofferraums abgezogen wird.
Nach Überlegungen, die Fenster abzusenken und/oder die Rückenlehne in die Liegeposition zu bringen, wurde die 12-Volt-Batterie abgeklemmt.
Medizinisch
(Autoren: Dennie Wulterkens und Lars Mommers. Medizinischer Ausbilder Swan Rescue)
Der Patient hat starke Schmerzen auf der gesamten linken Körperseite, wenn es berührt wird.
Der Sanitäter stellt auch eine abnehmende Sättigung fest.
In Anbetracht der Unfallsituation und des Schadens am Fahrzeug lassen sich die Beschwerden der Patient wie folgt erklären.
Der BMW wurde an der Seite getroffen.
Es haben sich zwei Mechanismen herausgebildet:
1. Die Seite des BMW ist stark verformt und hat sich in Richtung des Fahrers bewegt
2. Durch das Bewegen des Fahrzeugs nach rechts bewegte sich der Fahrer nach links
Beide Mechanismen führen zu einem direkten Aufprall auf die linke Körperseite des Fahrers.
Es gibt keine Verringerung der wirkenden Kräfte, da die Airbags nicht aktiviert werden.
Der Aufprall ist vermutlich für direkte Gewalteinwirkung auf die linke Schulter des Fahrers, die linke Brusthälfte, den linken Bauch (Organe) und die linke Hüfte des Fahrers.
Eine heftige Kippbewegung des Kopfes nach links ist nicht auszuschließen.
Das Vorhandensein einer kollabierten Lunge mit oder ohne Ventilmechanismus (der zu einem Druckaufbau führen kann) kann eine der Erklärungen für die (dauerhaft) niedrige Sättigung sein. Eine schlechte Durchblutung durch Blutungen in der Brust oder Bauchhöhle kann eine weitere oder zusätzliche Erklärung sein.
Beide Erkrankungen sind potenziell lebensbedrohlich und insbesondere die Diagnose von Blutungen ist unter diesen Umständen nicht einfach. Die Bedingungen sind aufgrund der Schwere und der fortschreitenden Verschlechterung des Zustands des Opfers ein Grund, schnell zu handeln. Eile ist geboten!
Die schnelle Erstellung eines Erstzugangs ist unerlässlich, um lebensrettende Maßnahmen durchführen zu können. Diese kann von der Beifahrerseite oder von der Fensterseite der Fahrerseite oder von der Windschutzscheibe aus erreicht werden. Obwohl die Beifahrerseite oft eine attraktive Option ist, wenn es um den “Zugang” zum Fahrerraum geht, kann es schwierig sein, einen guten Blick auf die betroffene (linke) Aufprallseite des Körpers zu bekommen. Vor allem, wenn der Patient am Armaturenbrett eingeklemmt ist.
Die Anfahrt durch die Windschutzscheibe sorgt dann für eine bessere Sicht, ist aber ergonomisch schwierig, da der Retter weiter vom Patienten entfernt steht/liegt.
Entfernen der Patient.
In Absprache mit der Rettungsschwester wurde entschieden, der patient mit der Tunneltechnik aus seinem Fahrzeug zu befreien.
Der Patient rutschte mit Hilfe des Spinalboards in einen wartenden Trage.
Die Verwendung des Spineboards als Rutsche hat mehrere Vorteile für der Patient und die Retter, wie zum Beispiel:
- Der Patient wird mindestens angehoben und/oder gepackt
- Der Patient landet ohne Wirbelsäulenbrett im Trage
Das Anlegen eines Entnahmeraums von der Seite (Vordertür) erfolgt nicht ausfolgenden Gründen:
- Die Falte in die tür, die durch die Kollision verursacht wurde.
Die Erfahrung zeigt, dass eine Tür beim Öffnen und/oder Entfernen der Tür mit Rettungswerkzeugen weiter nach innen gedrückt wird.
- Die Konstruktion der Vordertür wird so geschwächt und verformt, dass die Tür nur noch weiter reißt und es schließlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das Opfer mit der Tunneltechnik aus dem Fahrzeug zu holen.
Diese Situation zeigt, dass:
- Es ist wahrscheinlicher, dass wir es mit Unfällen zu tun haben, an denen ein oder mehrere Elektro-/Hybridfahrzeuge beteiligt sind
- Nicht alle Sicherheitssysteme in Fahrzeugen funktionieren immer wie vorgesehen
- Es ist wichtig, mit moderner Fahrzeugtechnik auf dem neuesten Stand zu sein und zu bleiben
- In der Lage zu sein, die notwendigen Fahrzeuginformationen im CRS zu finden, um sichere und effektive Hilfe zu leisten
- Änderungen in der Verletzungstypisierung aufgrund der aktuellen Konstruktionen der neuen Fahrzeuge
- Die Verletzung(en) können schwerwiegender sein, obwohl der Patient ansprechbar und nicht im Fahrzeug eingeklemmt ist.